Auf eigenen Beinen stehen. Wer ist Adam?!

Auf eigenen Beinen stehen. Wer ist Adam?!

Juni 3, 2018 7 Von LisasBuecherleben

Als ich von zu Hause ausgezogen bin, geschah das zugunsten eines Freiwilligen Sozialen Jahres in einer anderen Stadt – etwa zwei Fahrtstunden von meiner Heimatstadt entfernt. Ich musste eine Wohnung mieten, Möbel organisieren, eine Vollzeitstelle antreten, jeden Tag kochen, aufräumen, putzen.
Dass ich ausziehen konnte, hatte ich auch der Einstellung meiner Mutter dazu zu verdanken. Sie half mir beim Umzug, ermutigte mich dazu, mein Leben selbst zu organisieren, traute mir ein selbständiges Leben zu.


Ähnlich wie mir damals geht es auch Adam in „Hanover’s Blind“ – das ist das neue Buchprojekt von Kia Kahawa. Er wünscht sich einen Neuanfang, möchte sein Leben selbst in die Hand nehmen, von zu Hause rauskommen und nicht mehr von seinem Umfeld abhängig sein. Da gibt es nur ein Problem.

Adam ist sehbehindert.

Wir reden hier nicht von „alles ist schwarz“-sehbehindert. Adam erkennt Schemen und kann Umrisse einordnen (zum Beispiel Möbelstücke in einem Raum) – trotzdem sind ihm für uns selbstverständliche Dinge in seinem Alltag unmöglich. Sich in einer neuen Stadt orientieren? Gesellschaftsspiele mit Freunden? Das Lesen wichtiger Dokumente? Für all das benötigt er Unterstützung. Das macht ihn nicht hilflos, nur anders.

Jetzt stellt euch bitte mal vor:
Wie jeder andere Mensch auch wisst ihr, wo oben und unten, links und rechts ist. Um euch zurechtzufinden, seid ihr nur darauf angewiesen, dass euch jemand einmal die richtige Richtung vorgibt – denn Straßenschilder oder Wegweiser könnt ihr nicht lesen. Also fragt ihr nach. Euer Gegenüber steckt euch sofort in die Schublade „hilfsbedürftig“ und gibt euch das Fünffache der Informationen, die ihr eigentlich braucht. Trotzdem erwartet er/sie natürlich, dass ihr euch brav bedankt, für Richtigstellungen ist in der flüchtigen Begegnungen kein Platz. Das passiert euch jeden Tag, immer wieder. Konstant werdet ihr mit der Einstellung eurer Mitmenschen konfrontiert, die einfachsten Dinge nicht hinzubekommen, auf Hilfe angewiesen zu sein. Niemand scheint euch für voll zu nehmen.

Hättet ihr noch den Mut, ohne jeden Rückhalt einen Neuanfang zu wagen? Ohne bekannte Wege, ohne die Möglichkeit, sich hinter Routinen als sehender Mensch auszugeben? Zu keiner Zeit?


Habt ihr euch für mutig gehalten, als ihr von zu Hause ausgezogen seid? Habt ihr mich für mutig gehalten? Versetzt euch in Adam hinein – ich finde seine Konsequenz im Streben nach Selbständigkeit noch viel mutiger, als der Start in ein eigenes Leben ohnehin schon ist. Ich bin unheimlich gespannt auf seine Geschichte…
Wenn ihr Lust habt, Adams Weg mit allen Erfolgen und Rückschlägen weiterzuverfolgen, dann solltet ihr das Crowdfunding-Projekt zum Buch im Auge behalten.

Zur Projektseite geht es hier: https://www.startnext.com/hanovers-blind/
Oder einfach über diese Verlinkung.
Auf der Seite ist es dann auch einen wirklich sehenswerter Buchtrailer zu finden, der mich sehr begeistert hat!

Es gibt großartige Belohnungen für die Unterstützung der Kampagne, die Autorin hat sich wirklich so einiges einfallen lassen! Ich wünsche diesem Projekt jeden Erfolg und werde mich auf jeden Fall auch daran beteiligen.

 

Das Copyright der verwendeten Fotos liegt bei (c)Kia Kahawa