How to Buch? Stationen der Buchentstehung im Verlag
Was ich an meinem Job im Verlagswesen einfach nie verstehen werde: Warum ist es ein so großes Mysterium, wie unsere Bücher eigentlich in die Buchhandlung kommen? So viele interessieren sich für das Medium Buch, für die Autor_innen dahinter, für die Entstehung der Bücher – aber kaum jemand weiß wirklich, welche Stationen ein Buch durchläuft, bevor man es dann im Laden begutachten kann. Ich versuche das an dieser Stelle wenigstens mal ein bisschen aufzudröseln, natürlich nur gaaaaanz grob. Vom Elfenbeinturm auf den Blog ;)
First things first: Die Buchidee verabschieden – Das Lektorat
Bevor ein Buch ein Buch ist, ist es erstmal eine Idee. Die müssen Menschen im Verlag gut finden. Meistens fängt das im Lektorat an – hier wird die Idee geschliffen, sodass sie Buchmarkttauglich ist, evtl. mit den Autor_innen abgesprochen, oder man geht mit einer spannenden Idee auf Autor_innensuche. Die Idee (und ggf. der/die Autor_in) wird dem Verleger oder der Verlegerin oder der Programmleitung vorgestellt, dazu schaut man sich vorher den Markt an. Gibt es das Thema schon? Welche vergleichbaren Bücher sind gut gelaufen? Welche Formate, Gestaltungen, Autor_innen hatten sie? Wenn hier die Idee auch für gut befinden wird, wird es schon konkreter. Jetzt werden Konzepte geschrieben – manchmal schon mit Kapiteleinteilungsvorschlägen oder Moodboards für das Design – und die Verträge für alle beteiligten Personen werden auf Papier gebannt. Der Autor oder die Autorin startet mit der Manuskripterstellung.
Und dann wirds schick! Die Grafik
Jetzt gehts an die Gestaltung und Vorbereitung. Das Buch bekommt in Absprache mit Verlagsleitung und Autor_in einen Titel und ein Cover (bei uns passiert das im Haus durch ein Team ganz großartiger Grafikerinnen!), erste Innenseiten werden wenn möglich schon gestaltet, eine Autor_innenvita wird erstellt, ein Profilbild eingesammelt, Texte über den Inhalt geschrieben – denn die Katalogphase steht an! Im Katalog wird zweimal im Jahr das kommende Verlagsprogramm präsentiert, hier bekommt der Buchhandel einen Überblick darüber, was sie sich im kommenden Halbjahr in die Regale legen könnten. Auch das Layout entsteht kurz nach dieser wirbeligen Phase. Hier überlegen wir gemeinsam, welche Elemente der Innenteil des Buches enthalten muss, oder welche Illustrationen und Bilder vielleicht eingesetzt werden. Hier arbeiten Lektorat und Grafik ganz eng zusammen, um in mehreren Korrekturschleifen vor und nach Satz das Buch schick zu machen. Jetzt haben wir einen Umschlag und einen Buchinnenteil. Yay!
Ab in den Druck – Die Herstellung
Die Herstellung ist unsere Schnittstelle zu unseren Druckereien. Hier werden Materialien angefragt, die Ausstattung der Bücher festgelegt, Termine abgerufen und Deadlines gelegt. Spannend wird das vor allem, wenn man an sowas wie Buch-Sets mit anderen Produkten denkt, die extra angefragt werden müssen, Spieleverpackungen, Leineneinbände, Sonderausgaben, und, und, und. Die Herstellung ist dafür verantwortlich, dass das, was im Innen- und Außenteil des Buches erarbeitet wurde, auch wirklich perfekt umgesetzt wird. Hier passiert ganz viel Koordination, Anfragen, Musterbestellungen, Proofdruck, Preisanfragen … Und dann gehen unsere Druckdateien auf die Reise :)
Das Buch ist da! Und jetzt? Der Vertrieb
Unser Buchvertrieb sorgt schon laaaaange vor dem Druck dafür, dass das Buch im Buchhandel auch gut ankommt! Hier wird der Katalog organisiert, Buchhandelsaktionen erdacht, unsere Vertreter_innen, die nachher durch die Läden reisen, auf Linie gebracht, und alle über das neue Programm informiert. Der Vertrieb organisiert jetzt nach Druck den kompletten Ablauf rund um die Auslieferung. Dass das Buch pünktlich bei Amazon, dem kleinen Buchlädchen um die Ecke, allen Vorbesteller_innen und den Autor_innen selbst ankommt, ist Sache des Vertriebs. Hier werden auch die Messen organisiert und genau gepackt und vorbereitet, was benötigt wird. Auch die Zahlen werden hier ganz genau im Auge behalten – welche Warengruppe schneidet wie im Handel ab? Welche Bücher sind gut gelaufen? Wo sind noch Lücken, auf die man das Lektorat aufmerksam machen könnte? Welche Kontakte im Handel könnte man noch ansprechen, um die Produkte gut platzieren zu können? Alles Sache des Vertriebs.
Sichtbarkeit, yay!! Marketing und Presse
Marketing und Presse sorgen schon früh im Entstehungsprozess des Buches, aber natürlich auch noch lange darüber hinaus, dafür, dass das Buch gesehen wird. Hier werden Pressemitteilungen und Druckfahnen vom Innenteil des Buches verschickt, Autor_innen mit Redaktionen in Verbindung gebracht, TV-Auftritte koordiniert, aber auch Lesungen, Release-Veranstaltungen und Meet&Greets macht die Presseabteilung. Im Marketing werden natürlich die Social Media Kanäle bespielt, aber auch Blogger_innen mit Buchboxen versorgt, Postkarten und anderes Werbematerial organisiert, Gewinnspiele ins Leben gerufen und, und, und.
Hurra, ein Buch! Gibts sonst noch was?
Aber klar! Da sind nämlich noch ganz viele Stellen in diesem Verlag, die unsichtbar bleiben. Die Kolleginnen aus dem Personalmanagement zum Beispiel, die den Laden am Laufen halten. Die Buchhaltung, die so viele Kostenstellen im Auge behalten muss, dass einem ganz schwummrig wird. Die Kollegin am Empfang, die jede noch so doofe Frage geduldig klärt und Besucher_innen in Empfang nimmt. All diese Menschen braucht ein Verlag natürlich, wie jede andere Firma auch.
Bücher machen ist kein Hexenwerk. Aber ein sehr vielschrittiger Prozess, der sehr gut abgestimmt werden muss und viel Know-How erfordert, das auf viele Schultern aufgeteilt wird. Wenn ihr noch Fragen zu einer der einzelnen Stationen habt, oder euch allgemein noch was an den Abläufen im Verlag interessiert, schreibt mir gerne – vielleicht nehme ich das Ganze dann noch mal einzeln ins Visier :)