How to be a girl – von Julia Korbik

How to be a girl – von Julia Korbik

März 11, 2019 0 Von LisasBuecherleben

Das Buch hier habe ich mal wieder über die Aktion „Buchflüsterer“ erhalten, die von buecher.de ausgerichtet wird. Immer wieder schickt man mir von dort Bücher zu, die ich dann rezensieren soll/kann/darf/muss. Dabei ist schon viel „möp“ rumgekommen, aber auch so mancher Geheimtipp.

„How to be a girl“ möchte ein Ratgeber für Mädchen ab 13 Jahren sein. Wie ist man eigentlich „ein Mädchen“ und ab wann? Wie geht Gleichbereichtigung und gibt es eigentlich weibliche Vorbilder in Politik, Kunst und Gesellschaft?


Gut. Das Buch ist für 13-jährige Mädchen. Also nicht mich. Ist nicht schlimm, dachte ich, ich lese ja auch so manches Kinderbuch. Falsch gedacht!
Vom Sprachstil her habe ich mich mit diesem Buch gefühlt, wie zu meinen schlimmsten „Doktor Sommer“-Zeiten. Alles wird gaaaaanz genau ausgeführt, dabei möglichst hip formuliert und auf jeden Fall immer Bezug auf „deine Freundinnen“ genommen. Kurzum: Wer leere Formulierungen und sprachliche Klischees (sprich: Phrasen) nicht leiden kann, ist hier nicht gut aufgehoben. Ich traue einer 13-Jährigen ein weit höheres Sprachniveau zu, aber vielleicht bin ich naiv?

Cool fand ich allerdings, dass hier kein schnödes „Mädchen sind halt so – tihihihi“-Buch entstanden ist. Das gesellschaftliche Konstrukt „Gender“ wird durchaus hinterfragt. Es gibt einen Unterschied zwischen Gender und Geschlecht, der auch (eher implizit) angesprochen wird. Julia Korbik hätte ihn für mein Empfinden noch deutlicher hervorheben können, aber vermutlich muss ich darüber froh sein, dass die beiden Begriffe überhaupt getrennt voneinander erläutert werden. Ergänzt wurde die Unterscheidung von „Gender“ und „Geschlecht“ auch durch die Auflistung anderer relevanter Begriffe in derselben Liste. Was ist „nonbinary“ sein, was bedeutet „trans“ und was „queer“? Es wäre wirklich sinnvoll gewesen, hier ein bisschen mehr auf die Grundlagen einzugehen – stattdessen wurde der Blick nach links und rechts über den Tellerrand Alibi-mäßig tabellarisch abgehandelt.

Klasse fand ich dagegen die Auflistung von Frauen mit Vorbild-Funktion. Da fallen einem (oder mir zumindest) nämlich auf Anhieb gar nicht so viele ein.
Die Message „Ich bin gut, so wie ich bin!“ steht in diesem Ratgeber absolut im Vordergrund. Sie wird zwar fast mantra-artig wiederholt und wie gesagt durch diverse Phrasen und hohle Formulierungen unterlegt, aber sie ist da. Und sie ist der Grundsatz, um den sich alle Faktenaufzählung und alles Gut-Zureden im Buch dreht.

Was mir aber nicht genug rauskam: Gender ist ein soziales Konstrukt und muss immer wieder reflektiert werden. Ja, es ist total okay, gerne kurze Röcke zu tragen und es ist auch okay, Jogginghosen viel lieber zu haben – aber Gender ist viel mehr als deine Klamotten und die Frage danach, ob du dich schminkst oder nicht. Rock vs. Jogginghose ist kein Mädchen vs. Jungs Ding. Warum wird es aber so wahrgenommen und warum gibt es nur diese beiden binären „Extreme“? All das sind Fragen, die mir nicht klar genug geklärt wurden oder überhaupt nicht angeschnitten wurden. Bin ich reaktionär?
Es ist wichtig, Diskriminierung gegen sich selbst und andere zu erkennen und zu reflektieren. Und ich persönlich hätte das eine viel wichtigere Botschaft gefunden als ein schwammiges „Sei immer du selbst!“.


Julia Korbik: How to be a girl.
Erschienen am 13. September 2018 bei Thienemann-Esslinger.
Kostenpunkt: 14,99€ broschiert.

Hier gehts direkt zum Buch.

Klappentext:
Ratgeber für Mädchen ab 13 Jahren. Mit jeder Menge Listicles, Tipps und Porträts von Vorbildern.
Hast du dich schon mal gewundert, warum es Regeln gibt, die scheinbar nur für Mädchen gelten? Willst du gerne mehr über Bodyshaming, Selfcare und Gleichberechtigung erfahren? Findest du Mädchen und Frauen, die ihr eigenes Ding durchziehen, spannend? Dann bist du hier genau richtig!
Mit Kurzporträts von historischen und aktuellen Vorbildern, Checklisten und Anleitungen (Wie erkenne ich alltäglichen Sexismus? Wie kann ich dem Konsum-Wahnsinn entkommen?) und Einblicke in die Welt der Jungen.