Truly Madly Guilty – von Liane Moriarty
Erika und Clementine sind beste Freundinnen. Schon immer. Ihre Familiengeschichten sind eng miteinander verknüpft und ihre Ehemänner ebenfalls befreundet. Aus all den Begegnungen der Familien heraus ereignet sich an einem schicksalhaften Abend allerdings ein furchtbares Unglück – und dann tun sich Abgründe auf.
Von der Handlung fühlte ich mich hier ziemlich an „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau erinnert. „Truly Madly Guilty“ ist ein Gesellschaftsroman, in dem nicht die Welt untergeht, oder sich die Ereignisse überschlagen. Vielmehr tun sich nach und nach immer weitere menschliche Abgründe zwischen den Freunden auf. Das ist ein Handlungsverlauf, der es für die Autorin schwer macht, einen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten – und wie erwartet lag hier auch für mich die größte Schwäche des Romans.
Immer wieder brauchte ich eine Pause von Wiederholungen und „unheilvollen Ankündigungen“ – der Abend der Grillparty, an dem besagtes Unglück ereignet wird immer wieder wie der Beginn einer neuen Zeitrechnung verkauft, die aus wechselnder Perspektive geschriebenen Kapitel brechen plötzlich ab, es wird mit Zeitsprüngen gearbeitet. In der Mitte des Buches weiß der Leser immer noch nicht, was denn nun vorgefallen ist und ich persönlich war genervt von der künstlichen Streckung des Handlungsverlaufs.
Auch mit den Charakteren hatte ich so meine Schwierigkeiten. Erika und Clementine sind zwei grundverschiedene Personen, deren Differenzen für mich völlig nachvollziehbar waren – nicht so ihre Ehemänner. Sam und Oliver habe ich bis fast zum Schluss des Buches nicht ihren Partnerinnen zuordnen können. Sie waren austauschbar und da beide Frauen so ihre Probleme in ihren Beziehungen haben, konnte ich auch nicht aus dem Kontext schließen, wer da grade verzweifelt und welche Seite unseres Protagonistenkonstrukts grade zusammenbricht.
Insgesamt: Ein etwas langatmiger Gesellschaftsroman, der mich auf den ersten Blick irgendwie auf mehr Interaktion und weniger inneren Monolog hoffen ließ. Nett und durchaus nicht ohne Highlights, aber das hat Kristine Bilkau für mich besser gemacht.
Liane Moriarty: Truly. Madly. Guilty. Jede Familie hat ihre Geheimnisse. Erschienen am 25. Mai 2018 bei Bastei Lübbe. Kostenpunkt: 14,90€ broschiert.
Klappentext:
In der Familie ihrer Freundin Clementine fand Erika stets Halt und Geborgenheit, in ihrem eigenen Zuhause nicht. Auch heute ist Clementine ihr Zufluchtsort, und nun hofft Erika in einem delikaten Fall auf Hilfe: Sie und ihr Mann Oliver sind ungewollt kinderlos, und sie möchte die Freundin um einen mehr als großen Gefallen bitten. Als Erika das Thema bei einem gemütlichen Barbecue anspricht, nehmen Ereignisse ihren Lauf, die in eine Katastrophe münden. Ist ihre Freundschaft stark genug, um diese zu überstehen?