Der perfekte Buchbösewicht – und wie man ihn komplett über den Haufen wirft
Willkommen, finstere Gesellen und solche, die es noch werden wollen! Heute geht’s für uns auf die dunkle Seite der Macht!
Achja, wer kennt ihn nicht, den ultimativen Gegenspieler, das pure Böse, die Personifikation der Finsternis! In so vielen Büchern (und Filmen) ist er der allseits gehasste Antagonist – und dabei eigentlich stinklangweilig! Denn was macht ihn überhaupt so aus…?
1) Martialisch aussehen
Schwarz ist das neue Schwarz! Was ein vernünftiger Fürst der Finsternis sein möchte, trägt gefälligst Schwarz. Und eine möglichst brutal aussehende Rüstung. Und Hörner! Und nach Möglichkeit eine magische Waffe! Groß, breitschultrig und gefährlich soll es sein.
„Er trug ein nachtschwarzes Gewand, schwarze Hosen, ein schwarzes Oberteil sowie noch schwärzere Handschuhe. Seinen ebenfalls schwarzen Brustpanzer zierten fein drapierte, kupferfarbene Rippen, und der filzige Pelzkragen ging fließend in einen – man mochte es kaum glauben – schwarzen Umhang über.“
„Time Dwarf’s Inn“, Seite 85f.
2) Die richtige Motivation haben
Warum ist der fiese Möpp eigentlich so fies? Richtig, er hat keine Ahnung! Er strebt nach Macht und will die Welt ins Chaos stürzen. Den Auslöser kennt er allerdings selbst nicht so richtig. Mutterkomplexe? Eine gescheiterte Beziehung? Blähungen? Nichts Genaues weiß man nicht…
Wer Englisch versteht, möge sich mal dieses göttliche Video dazu anschauen.
3) Ein eindrucksvolles Anwesen bewohnen
Keine Übernahme der Weltherrschaft ohne den richtigen Hauptsitz! Der ist am besten spärlich beleuchtet, möglichst verfallen und überhaupt ziemlich ungastlich gestaltet. Und vergessen wir nicht den riesigen Thronsaal, in dem die treuen Lakaien links und rechts des Ganges speisen und ihrem Herrscher unentwegt zujubeln.
„Time Dwarf’s Inn“, Seite 84
Und wenn wir schon mal bei den Horden sind! Ohne düstere Lakaien hätte sich das natürlich ganz fix wieder erledigt mit der Welteroberung. Aus dem Grund ist die perfekte Harmonie aller kämpfenden Parteien natürlich unerlässlich. Man denke an die Horden von Mordor oder die weißen Wanderer aus der Welt von Game of Thrones. Gerne adaptiert auch in beliebiges Computerspiel hier einsetzen.
5) Den Showdown der Verdammnis organisieren
Und hier kommen wir auch zum Punkt „und wie man ihn komplett über den Haufen wirft“! Unser Antagonist in „Time Dwarf’s Inn“ schafft es nämlich irgendwie, sich einen Rollenspiel-typischen Showdown mit den epischen Helden aus der Prophezeiung vorzustellen. Ich konnte nicht mehr vor Lachen, als ich das gelesen habe.
„Jede einzelne Etage wird mit fiesen Fallen bestückt. Ja, das ist gut. Haben wir Mausefallen? Die Hexen könnten sie ja einfach wachsen lassen. Oh, und einstürzende Wände brauchen wir auch. Nicht so, dass hier alles einstürzt, klar. Nur ein bisschen, um die Gegner plattzumachen. Können ja einen Statiker fragen. Haben wir einen? Hör dich mal um. Oh, und Lava brauchen wir. Auf jeden Fall. Ist immer dabei. Lavaseen, die es zu überqueren gilt. Und Feuerwalzen. Und viele Gegner. Oder? Ja, viele Gegner.
„Time Dwarf’s Inn“, Seite 254
Kurzum: Dieses Buch spielt mit allen Klischees über Fiesewichte, die man sich so vorstellen kann, thematisiert sie bewusst – und schmeißt sie dann komplett über den Haufen. Wenn man ein klein bisschen in der Welt der Rollenspieler und Computerspielenerds zu Hause ist, wird das Ganze auch gleich noch witziger. Das Spiel mit den Buchbösewichten hat mir hier wirklich richtig großen Spaß gemacht!