Messebericht mal anders – das erste Mal als Ausstellerin auf der Frankfurter Buchmesse
Meine Buchmesse ist dieses Mal so ganz anders verlaufen als ich das bisher kannte. Denn mit dem Verlag, bei dem ich grade ein halbjähriges Volontariat mache, war ich diesmal beruflich dabei. Ich habe mir mal ein paar Punkte überlegt, die ich berichtenswert fand :).
Ein spannender Aspekt, den die frühe Anreise inklusive Aufbau mit sich bringt, ist die total derangierte Frankfurter Buchmesse. Da stehen Menschen auf Leitern mitten im Gang, überall liegen Paletten mitten im Weg, Menschen räumen bergeweise Müll beiseite und schließlich wird zwischen hektischen Aufbau-Helfern der Teppich im Gang verlegt. Als wir (recht spät abends) an unserem Stand ankamen, konnte ich gar nicht glauben, dass am nächsten Tag schon alles stehen sollte, alles sah unfertig und chaotisch aus und ich kann mir nicht mal grob vorstellen, was das für ein unglaublicher Kraftakt sein muss, für eine Woche solch ein riesiges Gelände für so viele Menschen attraktiv zu machen. Dasselbe dachte ich dann übrigens beim Abbau – als wir die Messe verlassen haben, lagen schon überall rausgerissene Teppiche und leere Regale. Es hat mich total beeindruckt, wie schnell alles ging.
Wege und Logistik
Gegenüber all den Bloggern und Journalisten haben die Aussteller auf der Frankfurter Buchmesse einen Vorteil – im Eintritt ist ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr enthalten. Was bedeutet das? Man kann auch abends noch mal los, ohne sich Gedanken zu machen, wie, wo, wann man noch das Zugticket lösen muss und (viel wichtiger) man muss sich sein Hotel nicht in direkter Nähe der Messe suchen. Als Bloggerin hätte ich mir Mühe gegeben, eine Unterkunft zu finden, von der aus ich nicht jeden Tag noch 7€ für den Zug oder die Straßenbahn ausgeben muss. Als Ausstellerin habe ich mich darauf verlassen können, dass mein Arbeitgeber ein nettes Hotel ausgesucht hat – ich musste mich an der Messe nur in den Zug setzen und mich dann in mein superriesiges, toll ausgestattetes Hotelzimmer einschließen. Das hatte ich aber auch bitter nötig, denn…
Die Arbeitszeit
…am nächsten Tag ging es um Sechs wieder aus den Federn. Wir konnten sehr gemütlich (und mit viel Kaffee!) im Hotel frühstücken und haben uns dann in der Lobby getroffen, um pünktlich um Neun am Messestand alles aufgebaut und arrangiert zu haben (frisches Obst kaufen, eingeschlossene Bücher in die Regale räumen, Notizbücher und Schreibutensilien bereitlegen…). Wir, das sind eine Kollegin und ich – insgesamt waren wir ein Dreierteam, das abwechselnd den Messestand besetzt hat. Meistens waren wir also zu zweit in wechselnder Konstellation zugegen.
Es war kein Problem, wenn ich mich immer mal wieder auf einen Rundgang oder die Suche nach einem Mittagessen begeben habe, nach einer kurzen Absprache haben wir uns da super arrangiert. Trotzdem war es eben immer Arbeitszeit und ich hatte das stets im Hinterkopf, wenn ich mal ein halbes Stündchen in die Halle 3.0 eine Etage tiefer verschwunden bin. Fast immer war ich also eher selber der Grund dafür, schnell wieder am Stand zu sein, als dass mir jemand vom Verlag gesagt hätte „Zu diesem Zeitpunkt musst du aber wieder hier sein“. Generell war das ganze Team unglaublich entspannt. Obwohl ich oft unsicher war (schließlich hatte ich noch keine Ahnung vom Programm), haben wir uns toll ergänzt. Ich konnte wunderbar „kumpelhaft“ mit jüngeren Besuchern/Studenten ins Gespräch kommen und meine Kollegen hatten das Know-How, auch inhaltliche Fragen zu klären und Auskunft zu den Abläufen im Verlag zu geben.
Das war so merkwürdig, sage ich euch! Normalerweise ist die Buchmesse Treffpunkt (unter anderem) für alle Menschen, die sich sonst nur aus den Tiefen dieses sogenannten „Internets“ kennen. Dieses Mal hatte ich aber das Gefühl, dass diese Kontakte nicht an den Messestand gehörten. Es war sehr komisch, wenn Freunde (oder meine dezent rumpelige Mama – ich liebe dich, falls du das liest, Mama!) vorbeigekommen sind, denn oft waren eben Geschäftspartner am Stand und der Verlag, bei dem ich arbeite, verlegt eben wissenschaftliche Literatur auf sehr hohem Niveau. Blödsinn machen und direkt neben potenziellen Kunden oder Autoren rumblödeln war also nicht! Privat und als Bloggerin Menschen und Verlage treffen ging also nur auf meinen Streifzügen in den Pausen, die ich gemacht habe. Am Stand war ich immer eher distanziert, wenn jemand vorbeikam, und habe mich bemüht, den- oder diejenige an die Seite zu lotsen, damit man kurz in Ruhe quatschen konnte :).
Der Dresscode
Meine Güte, was habe ich rumüberlegt! In der Woche vorher schon Outfits geplant und mich im Kopf tausend Mal umgezogen. Steht mir die Bluse? Brauche ich einen Blazer? Kann man die Jeans als „schick“ durchgehen lassen?
Tja, ich hab’s mal wieder totgegrübelt und alles anstrengender gemacht als es eigentlich war. Der Dresscode an unserem Stand war sehr locker, Jeans und Hemd, Leinenhose und nettes Shirt – alles total okay. Ich hatte am dritten (?) Tag eine langärmlige Bluse an. Keine gute Idee. Die Luft in den Hallen heizt sich über den Tag ziemlich auf und ich habe an diesem Tag meine Kollegin sehr beneidet, die ein Shirt mit 3/4 Arm anhatte. Ich habe auf jeden Fall daraus gelernt und weiß beim nächsten Jahr die folgenden Dinge besser:
– Nimm alles mit, was einigermaßen schick aussieht und kurze Ärmel hat
– Kein Polyester, du schwitzt dich kaputt
– Ballerinas oder schlichte Sneaker sind okay – bloß.keine.Absatzschuhe.
Kontakte zu anderen Verlagen/Ausstellern
Das war der wohl beeindruckendste Aspekt „meiner“ Buchmesse dieses Jahr. Ständig waren Verleger, Vertreter und Autoren bei uns am Stand, oft waren Termine ausgemacht. So manches Mal fand ich mich auf dem Gang gegenüber unseres Standes wieder, weil einfach kein Platz mehr zwischen all den Besuchern war. Vieles lief sehr förmlich ab, Geschäftskontakte wurden aufgefrischt oder neu geknüpft. Es gab aber auch unheimlich herzliche Begegnungen und viele, viele Umarmungen. Für mich selber hatte die neue „Rolle“ einen spannenden Vorteil – ich konnte mich bei anderen Verlagen ganz anders geben. Ich war auf einmal nicht mehr eine von tausend Bloggerinnen oder Journalistinnen, die ihre Berichte zusammensuchen und Fotos schießen, sondern ich war die „Kollegin“, die zwei Stände weiter stand und genau so Fragen beantwortete und genau so platte Füße hatte.
Und noch etwas – wusstet ihr, dass Verlage Kollegenrabatt geben? Das sind zwischen 15 und 50% Rabatt, die ganz selbstverständlich vergeben werden, natürlich auch vom eigenen Verlag! Und auf der Messe wird das nicht selten genutzt, da man ansonsten bei Bestellungen aus der Ferne durch die Versandkosten den Rabatt schon wieder einbüßt – da bestellt man dann doch lieber ganz einfach über die Lieblingsbuchhandlung.
Generell war dort aber der Umgang unter Kollegen unheimlich locker, es gab einen tollen Austausch über die eigenen und andere Bücher, über Buchpreise und die Eröffnungsveranstaltung.
Und ich stand dieses Jahr dazwischen und habe mit riesigen Augen alles aufgenommen, was sich mir geboten hat…! Bis zum nächsten Jahr habe ich dann wieder verflixt viel Zeit, mir viel zu viele Gedanken zu machen.