Was zum Henker… macht eigentlich der Drache in der Literatur?

Was zum Henker… macht eigentlich der Drache in der Literatur?

Februar 6, 2018 0 Von LisasBuecherleben

Drachen sind in High- und Urban Fantasy eigentlich allgegenwärtig. Zusammen mit Vampiren und Werwölfen führen sie wohl sämtliche Toplisten der romantisierten Sagengestalten in der Fantasyliteratur an. Aber woher kommt eigentlich das mythologische Wesen „Drache“ – und wo wird er wie dargestellt? Das könnt ihr hier nachlesen.


Bild von Pixabay

Unser Wort für „Drache“ kommt aus dem Griechischen – dort bedeutet „drakon“ so viel wie „große Schlange“. Und das deutet auch schon darauf hin, was Drachen ursprünglich sind. Häufig werden sie schlangenartig dargestellt, fast immer sind sie Mischwesen, z.B. mit Vogelkrallen oder einem Löwenkopf. Etwa vor 6000 Jahren begegnen uns die ersten Abbildungen von drachenähnlichen Wesen, die den Mythos angestoßen haben.

Bild von Delta-9 http://bit.ly/2EJJwpP

Bei uns und auch im fernen Orient hat der Drache einen verdammt miesen Ruf. Er gilt als Unheilbringer, verschlingt Jungfrauen, vernichtet Ernten, spuckt Feuer, hortet gestohlene Schätze. In der Gestalt eines Lindwurms muss Siegfried auch in den Deutschen Heldensagen einen Drachen bekämpfen, dessen Blut ihn unverwundbar macht. Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Erhaltung dieser Schauergestalt spielt tatsächlich die Bibel. Sie beschreibt den Drachen als verkörperten Teufel, als feuerfarben mit sieben Köpfen und zehn Hörnern (also eher Hydra-artig). Immer ist er falsch und hinterhältig, der Kampf gegen ihn gleicht dem Kampf gegen das Böse und die Versuchung.

In der Wappenkunde wird der Drache demnach auch als Sinnbild verwendet – der Träger des Wappens oder des Schildes sollte besonders gottesfürchtig sein und den Kampf mit seinen inneren Dämonen bestehen. Aus dieser Ecke stammt auch die Figur des „Wyvern“, ein zweifüßiger Drache mit Schlangenleib und Flügeln, der ursprünglich nur auf Wappen Verwendung findet.

Künstler: Sergey Yakushev http://yakushevkunst.com/

Aber der Drache ist nicht überall auf der Welt so in Verruf geraten. Im alten China galt er schon immer als Glücksbote und Regenmacher, ein Symbol für Fruchtbarkeit. Auch als Zeichen der Stärke des Kaisers wurde er dort häufig angesehen.

Eine andere wunderbare Geschichte über Drachen durfte ich mir auf der letzten Leipziger Buchmesse anhören. Dort erzählte mir ein russischer Künstler, dass der Drache in den kalten Gebieten seiner Heimat häufig mit Fell überzogen dargestellt wird und eher unserer Vorstellung eines „Taschendrachen“ entspricht – eine Art gutmütiges Heinzelmännchen, das die Nähe der Menschen sucht. Links seht ihr eine Zeichnung des Künstlers, die er meiner Mutter Tine gewidmet hat. Grundsätzlich scheint der Drache aber überall an Prestige gewonnen haben. In der modernen Fantasy-Literatur und auch in Filmen wird er häufig als weiser Ratgeber, Retter in der Not oder starker Beschützer dargestellt.

Bild von http://bit.ly/2EJH9mP

Denken wir an die Eragon-Reihe, die vier Wahrheiten von Dawn Cook, oder die Unendliche Geschichte, dürften eher ganz viele sehnsuchtsvolle Seufzer zu hören sein, als panische Schreie.Wer hätte es gedacht, auch in „Drachenseele“ von Sabine Hentschel sind die schuppigen Wesen nicht die finsteren Unheilsbringer, die sie noch im europäischen Mittelalter gewesen sein sollen. Die „Drachenkinder“ sind hier Mischwesen aus Mensch und Drache, die unter bestimmten Umständen ihre Gestalt wechseln können. Mit ihrer halb/halb-DNA zählen die Drachenkinder also definitiv zu den modernen Drachenadaptionen und fügen sich eher weniger in die Reihe der historischen Sagengestalten ein.

 

Wer mehr wissen möchte, der sei auf die Homepage der Autorin eingeladen – viel Spaß beim Reinlesen! =)