Bernsteinstaub – von Mechthild Gläser
Ophelia führt eigentlich ein ganz normales Leben – seit ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kam, sind da jedoch diese merkwürdigen Staubrinnsel, die sie bald nicht mehr ignorieren kann. Sie sind überall, sickern durch Türritzen, fließen über die Straße, verfangen sich in ihren Haaren. Und bald findet sie auch heraus, warum sie sie sehen kann: Ophelia ist eine Zeitlose und sieht die Zeitströme durchs Leben der Menschen rinnen…
Ich mochte die Idee dieses Romans total gerne. Sichtbare Zeitströme, die sich von bestimmten Menschen beeinflussen lassen – Abenteuer rund um die Welt, um dem Zeitchaos zu begegnen. Von mir aus auch eine junge Liebe, die den Gefahren ihrer Zeit trotzen muss.
Leider ist das Ganze ziemlich klischeehaft umgesetzt. Der einzige Typ, der Ophelia mit Abneigung begegnet (und den sie natürlich erst mal voll doof findet), wird’s nachher – warum auch immer. Die führende Position des Herrn / der Herrin der Zeit wird durch ein Harry-Potter-eskes Turnier neu besetzt, Ophelia als Außenseiterin, die noch keinerlei Erfahrung mit der Welt der Zeitlosen hat, nimmt eine prophetische Rolle ein und rettet die Welt. Insgesamt sind die Charaktere eher stereotyp und eindimensional angelegt, mit keinem kann ich mich so richtig identifizieren.
Was natürlich auch nicht ausbleibt beim Spiel mit der Zeit, sind Fragen der Art: Warum dreht sich die Zeit nicht für alle zurück, wenn sie zurückgedreht wird? Oder kriegen die anderen Zeitlosen das einfach nicht mit? Oder wird die Zeit auf der ganzen Welt einfach nur von unserer Protagonistin und ihrem Umfeld zurückgedreht? Warum ist „Wir müssen uns beeilen!“ ein Argument, wenn man die Zeit anhalten oder zurückdrehen kann?
Eine süße Idee für ein Buch ab 12 Jahren wurde mir hier einfach nicht fantasievoll und einzigartig genug umgesetzt. Aber vielleicht habe ich das Ganze auch einfach schon zu oft gelesen und kann es nicht mehr sehen – ich bin wohl einfach zu alt für diesen Krams.
Mechthild Gläser: Bernsteinstaub. Erschienen am 24. Juli 2018 im Loewe Verlag. Kostenpunkt: 19.95€ als Hardcover.
Klappentext:
Warum kommt es uns manchmal so vor, als ob die Zeit unterschiedlich schnell vergeht?
Ophelia hat sich darüber nie wirklich Gedanken gemacht, bis sie eines Tages beginnt, die Zeit zu sehen. Denn Ophelia ist eine Zeitlose und besitzt die seltene Gabe, die Zeitströme zu beeinflussen. Doch kaum hat sie von diesen Fähigkeiten erfahren, spielt die Zeit plötzlich überall auf der Welt verrückt. Gemeinsam mit dem mysteriösen Leander muss Ophelia die Ursache für das Zeitchaos finden. Dabei kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, das die gesamte Welt der Zeitlosen auf den Kopf stellen wird.