Was zum Henker … macht eigentlich ein Crowdpublishing-Verlag?!
Nach einiger Zeit bin ich also wieder im Lande! Und weil sich der Grund für meine Abwesenheit ganz wunderbar mit einem Blogartikel verbinden lässt, starten wir gleich mal mit einer Erklärung.
Ich habe einen neuen Job. Ich arbeite im Lektorat eines kleinen Freiburger Crowdpublishing-Verlags. Crowdpublishing? Was zum Henker ist das denn? Das ist zunächst mal recht fix erklärt: Es vereint die traditionelle Verlagsarbeit („Publishing“) mit dem Prinzip des Crowdfundings – also der Finanzierung von Projekten durch viele begeisterte und engagierte Menschen. Bei uns läuft das so ab:
- Ein/e Autor/in reicht sein/ihr Manuskript ein.
- Ich begutachte es und stelle es bei Gefallen meinem Team vor. Gemeinsam entscheiden wir, dass wir das Manuskript gerne realisieren möchten.
- Ich frage Druckereien, Coverdesigner, Setzer usw. an, die mir passend erscheinen. Der Termin wird geblockt, ich hole Kostenvoranschläge für die Produktion des Buches ein.
- Zusammen mit der Autorin oder dem Autor erstellen wir eine Crowdfunding-Kampagnenseite, auf der das Buch vorgestellt wird und potenzielle Leser sich beteiligen können. Sie können das Buch vorbestellen, ihren Namen hineinschreiben lassen, für ein Cover abstimmen, exklusive Goodies erwerben oder den Autor für Wohnzimmerlesungen buchen. Im Fall von Skyle unten gibt es sogar Musik zum Buch!
- Wird das Projekt finanziert, starten wir mit dem Herstellungsprozess. Das Manuskript geht durchs Lektorat, Korrektorat, den Satz, es wird ein Cover erstellt, die Druckerei wird beauftragt – zu diesem Zeitpunkt greift wieder die ganz traditionelle Verlagsarbeit. Auch der Vertrieb im Handel, Marketing usw. im Nachgang wird von uns als Verlag organisiert und weiter finanziert.
Das Prinzip Crowdpublishing bringt ein Rudel Vorteile und lustiger Effekte mit sich. Erstens können wir Leser dazu einladen, den Buchmarkt aktiv mitzugestalten (keine Ahnung, warum da nicht vorher mal jemand drauf gekommen ist…). Es ist einfach: Ein Manuskript, ein neues Medium, eine außergewöhnliche Idee der Community vorstellen und beobachten, wie es ankommt. Wenn die Kampagne durchkommt: Super! LeserInnen möchten dieses Buch lesen! Wenn nicht: Schade – vielleicht ist das nächste Projekt wieder was.
Zweitens verschafft Crowdpublishing Projekten, die „mal was anderes“ sind eine Chance. Besondere Formate, die von Verlagen vielleicht lieber nicht angenommen werden, weil sie an die Zielgruppe dazu nicht drankommen, können gewagt werden, weil es kein finanzielles Risiko für sie gibt.
Drittens hat das Ganze natürlich auch einen gewissen Marketing-Effekt. Auch Menschen, die sich nicht an der Kampagne direkt beteiligen können oder wollen, werden von dem Manuskript erfahren – eine Tatsache, die die Bewerbung des Buches natürlich auch nach dessen Erscheinen einfacher macht.
In diesem Sinne: Unterstützt Autoren und Verlage bei solchen Kampagnen und helft mit, den Buchmarkt ein bisschen bunter zu machen – denn ich finde, das Verlagswesen braucht abgefahrene Ideen und Buchliebhaber, die Bock haben, sich für Projekte stark zu machen, die sie ganz persönlich ansprechen. Tschakka!
Hey Lisa,
es freut mich sehr, dass Du wieder zum Bloggen gekommen bist. Und ich hatte sogar überlegt, Dir aktuelle Fragen für den geplanten Interview Beitrag zu schicken um Fragen zu Deinem neuen Job einzubauen. Nun hast Du mir die Fragen beantwortet :-).
Bedeutet Deine Arbeit im Verlag nicht gleichzeitig auch mehr Stress? Schließlich braucht man ja auch eine gewisse Reichweite, um auf Crowdfunding Kampagnen aufmerksam zu machen und wenn z.B. nicht genügend Interessierte zusammenkommen, ist das Projekt ja auch gefährdet und somit war Deine Arbeit dann „umsonst“.
An sich finde ich die Idee des Crowdfunding ziemlich spannend. Gerade, weil es verschiedene Möglichkeiten gibt und man nicht z.B. „nur“ für das Buch spenden „muss“, sondern auch andere Goodies erhalten kann.
Ich hoffe, die Arbeit im Verlag bereitet Dir weiterhin Freude :)
viele Grüße
Emma