Drei Wünsche – von Laura Karasek

Drei Wünsche – von Laura Karasek

Oktober 14, 2019 0 Von LisasBuecherleben

In letzter Zeit haben es mir Romane angetan, in denen besonders Frauen, das Frauenbild unserer Zeit und eher pessimistisch-resignierende Visionen von der Zukunft der Frauen behandelt werden. So hat mich auch der Klappentext von „Drei Wünsche“ gepackt und neugierig gemacht. Ich wurde nicht enttäuscht.


Wir begleiten in diesem Roman immer in wechselnder Perspektive drei Frauen, die zwar alle etwa im selben Alter, jedoch an völlig unterschiedlichen Positionen in ihrem Leben sind. Während Maxie eine Affäre beginnt, die sie noch lange verfolgen soll, schwankt Rebecca zwischen ihrem starkem Kinderwunsch und ihrem Image als Karrierefrau, und Helena muss von ihrem kranken Vater Abschied nehmen.

Die drei Frauenschicksale waren unheimlich bewegend dargestellt und sprachlich stark verarbeitet. Mit allen drei Frauen kann man sich zumindest zeitweilig gut identifizieren – wir alle kennen die Kommentare… Die Frage, ob man denn schon schwanger sei, die heuchlerischen Komplimente, um zu gefallen, die abfälligen Bemerkungen, wenn man sich (wie auch immer) zwischen Familie und Karriere entscheiden muss. Es war fast gruselig, wie oft ich mich bei Gedanken der Art „Woah, ich fühle mit dir“ erwischte. Und ich bin eigentlich gar nicht Teil des Zielpublikums dieses Buches (weil wesentlich zu jung).
Störend begegnete mir zwischenzeitlich der viel zu großen Raum, der Maxie eingeräumt wurde. Mit ihrer Affäre und dem ständigen Kampf mit sich selbst lag im Laufe der Handlung ein Fokus auf ihr, der ihr eigentlich gar nicht zustand, weil ihre Perspektive nicht mehr oder weniger dramatisch oder schwerwiegender war als die der anderen Frauen. Für mich las es sich oft, als könne sich die Autorin des Buches mit Maxies Geschichte besonders gut identifizieren. Auch die Zusammenkünfte zwischen den drei Frauen wirkten für mich gekünstelt – die gesamte Handlung hätte durch die Nahbarkeit der Protagonistinnen genauso gut funktioniert, hätten die drei Geschichten für sich selbst gestanden.

Von diesen Wermutstropfen mal abgesehen, habe ich hier ein Buch gelesen, das mich auf melancholische Art gefesselt hat und das mir so einiges an nachgärenden Gedankenanstößen mitgeben konnte. „Drei Wünsche“ ist kein Buch, das von großen Taten oder dramatischen Wendungen erzählt – es zeigt uns vielmehr die kleinen Stiche, die Frauen im stetigen Kampf um ihre Gleichberechtigung tagtäglich zugefügt werden. Großartig und Augenöffnend!


Laura Karasek: Drei Wünsche. Erschienen am 30.09.2019 im Eichborn Verlag. Kostenpunkt: 20,00€ als Hardcover.
Hier gehts direkt zum Buch.

Klappentext:
Drei Frauen um die dreißig. Drei ganz unterschiedliche Leben. Ein und dasselbe Gefühl: genau jetzt die Weichen für ihr Lebensglück stellen zu müssen.Rebecca schwankt zwischen Karriere und Kinderwunsch, Maxie setzt für eine leidenschaftliche Affäre alles aufs Spiel, und Helena erhält zwei Nachrichten, die ihr schmerzhaft bewusst machen, dass es Dinge gibt, auf die wir keinen Einfluss haben. Selbsterfüllung und Familie, Lust und Liebe, Abschied und Neubeginn – all das liegt so nahe beieinander und doch so weit voneinander entfernt. Wofür soll man kämpfen in einer Welt, in der vermeintlich alles möglich ist?

Mitreißend und schonungslos schreibt Laura Karasek über die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen, über Töchter und Väter, über Macht, Sex, Trauer und Glück. In ihrer unnachahmlich klaren Sprache verdichtet sie dabei ganze Leben zu einem Kaleidoskop all der widerstreitenden Gefühle, die jeder von uns in sich trägt.