Mädchen in Scherben – von Kathleen Glasgow

Mädchen in Scherben – von Kathleen Glasgow

Mai 21, 2018 0 Von LisasBuecherleben

Von Zeit zu Zeit packt es mich und ich bekomme Lust darauf, eines dieser ganz schweren Bücher zu lesen, deren Geschichte einem noch ewig nachhängt. Meistens endet das mit einem Ausflug in die 2.-Weltkriegs-Literatur, dieses Mal ging ich jedoch mit dem Mädchen in Scherben einen anderen Weg…

Vorsicht – sowohl im Buch als auch in der Rezension geht es um Menschen, die sich selbst verletzen. Wer mit dieser Thematik nicht umgehen kann oder möchte, sollte hier nicht weiterlesen.


Charlottes Geschichte beginnt für uns in einer Klinik für Menschen mit selbstverletzendem Verhalten. Denn Charlie hat nie gelernt, wie sie mit all dem Schmerz umgehen soll, der ihr in ihrem Leben schon begegnet ist, also hat sie ihn gegen sich selbst gerichtet… Am Ende ihrer Therapie weiß sie nicht, wohin mit sich – und sieht sich auf einmal mit der Außenwelt konfrontiert, in der sie nicht in alte Muster zurückfallen darf.

Diese Geschichte strahlt eine Atmosphäre aus, die einen total gefangennimmt. Obwohl ich Charlies Gefühle und Handlungen teilweise nicht nachvollziehen kann, habe ich über ebendiese noch sehr lange gegrübelt und war generell jedes Mal, wenn ich das Buch aufschlug, war ich unwillkürlich niedergeschlagen. Ein beeindruckender Effekt!

Leider geht der im Laufe der Handlung ein wenig verloren, weil die Autorin krampfhaft versucht, allerhand Situationen aufzulösen. Das passt aber a) nicht mit der besagten Atmosphäre zusammen und b) wirkt es bei der Thematik des Buches extrem unglaubwürdig, fast verkrampft. Als würde man mitten in der Grimm-Version von „Dornröschen“ zur Disneyvariante wechseln.

Sprachlich gefällt mir „Mädchen in Scherben“ sehr gut. Es wird viel mit Vulgärsprache gearbeitet, das fügt sich aber für mich überzeugend und passend in die Erzählung ein (da interagieren 16,17-jährige obdachlose Trinker*Innen miteinander). Generell hat mich die Autorin gut durch die Geschichte gezogen und mich nicht stolpern lassen.

Mein Fazit: Ein spannendes Buch, das aber irgendwann den Abzweig zur authentischen Geschichte verpasst und zum Märchen wird. Leichte Literatur ist es aber auch nicht – die Triggergefahr schätze ich durch die sehr niederdrückende Stimmung als sehr hoch ein.
Begeistern konnte es mich nicht so recht…


Kathleen Glasgow: Mädchen in Scherben. Erschienen am 21. März 2018 im Fischer Verlag. Kostenpunkt: 14,00€ broschiert.

Hier gehts direkt zum Buch

Klappentext:

Charlotte ist zerbrochen. Mit nur siebzehn Jahren hat sie mehr verloren, als die meisten Menschen im Leben. Mehr als ein Mensch ertragen kann. Aber sie hat gelernt, wie man vergisst. Wie man seinen Körper gefühllos gegen Schmerz macht. Jede neue Narbe macht Charlottes Herz ein wenig härter, doch irgendwann begreift sie, dass sie mehr ist, als die Summe ihrer Verluste – und beginnt zu kämpfen!

Die bewegende Geschichte einer jungen Frau, die stärker als ihr Schicksal ist